In unserem Nachbarort Elgersweier gab es früher
Sandburen. Diese haben den Kinzigsand vom Großen Deich an die Baustellen nach
Offenburg und Umgebung transportiert und verkauft. Bei uns im Dorf waren es die
Steinburen,welche die Steine von den hiesigen Steinbrüchen mit Pferdefuhrwerken
an die Baustellen gefahren haben. Wie bereits beschrieben, wurden die abgebauten
Sandsteine auch als Flußbausteinen an der Kinzig und am Rhein als
Böschungspflaster und für das Anlegen von Buhnen verwendet. Eine Fuhre Steine an
den Rhein bei Marlen zu fahren war eine Tagestour. Die Steine mußten im
Steinbruch von Hand aufgeladen und an der Verwendungsstelle wieder abgeladen
werden. Die verwendeten Pferdewagen (Steinwagen) konnte man nicht kippen. Auf
dem Heimweg wurde an verschiedenen Wirtshäuser Rast gemacht. Die Rösser bekamen
das mitgenommene Heubündel im Kurzfuttersack zum Fressen. Die Steinburen oder
deren Knechte ließen es sich bei einem oder auch mehreren Schoppen Bier
gutgehen. Eine Alkoholkontrolle, durch die Polizei auf dem Heimweg mußten sie
nicht befürchten. Die Rösser fanden den heimischen Hof und Stall auch mit einem
eingeschlafenen Fuhrmann. Als mein Großvater seinem Pferdeknecht deswegen einmal
rügte und ihm vorhielt, daß jedes Ross weiß wann es genug gesoffen hat, erhielt
er die Antwort: Hawa, die suffe jo au nur Wasser.
Für die Zunsweierer Bauern war das Steinfahren ein guter Nebenverdienst
neben der landwirtschaftlichen Tätigkeit. Auch andere Handwerker im Dorf, wie
Wagner (Krummholz), Schmied und Sattler bekamen Aufträge für die vielen
notwendigen Reparaturen an den Wagen und Geschirren.
Das Foto wurde in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts am Großen Deich in Elgersweier aufgenommen. Man kann auf der rechten Bildseite einen vollbeladenen Steinwagen mit Roß und Reiter (Fuhrmann) erkennen. Auf der linken Bildseite sieht man ein Doppelgespann mit dem Fuhrmann auf dem rechten Pferd. Daraus vermutet man, daß dieser jüngere Mann beim Militär gedient hat. Bei den Bauern war es nämlich üblich, auf dem linken Roß zu reiten. Um den Wagen gruppieren sich die Pflästerer und Handlanger. Zwischen den beiden Gespannen steht der Damm-Meister mit heller Jacke (Beamter vom Wasserwirtschaftsamt) und mein Großvater Timotheus Menzer, Pflästerermeister, im dunklen Anzug .
Richard Walter